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Wirtschaftsstudie Deutsche Chefs sitzen fest im Sattel

Sie sind ihren Firmen treu und umgekehrt: Nirgendwo auf der Welt werden Führungskräfte so selten abgelöst wie in Deutschland.
Wenig Veränderung an der Spitze: Vorstandschefs sitzen derzeit fest im Sattel

Wenig Veränderung an der Spitze: Vorstandschefs sitzen derzeit fest im Sattel

Foto: Corbis

Derzeit tobt ein Machtkampf beim Autobauer Volkswagen: Vorstand Martin Winterkorn ringt mit Ferdinand Piëch, dem Chef des Aufsichtsrats, um die Macht bei VW. Wenn am Ende einer der beiden den Konzern verlassen wird, wäre das in der Wirtschaft im deutschsprachigen Raum zumindest im Augenblick ein eher seltener Vorgang. Denn in Deutschland, der Schweiz und in Österreich sitzen Vorstandschefs besonders fest im Sattel.

In keiner anderen Region weltweit hat es im vergangenen Jahr weniger Chefwechsel bei börsennotierten Unternehmen gegeben, heißt es in einer Studie der Beratungsfirma PWC Strategy&. Nur in jedem zehnten Unternehmen habe es 2014 einen Chefwechsel gegeben. Und nur in zehn Prozent dieser Fälle sei der Abgang vorzeitig erfolgt. Das dürfte den Autoren zufolge auch der guten Wirtschaftslage geschuldet sein. 2009 war die Quote auf dem Höhepunkt der Finanzkrise mit 21 Prozent deutlich höher. Zum Vergleich: International lag die Wechselquote bei 14,3 Prozent.

Die Studie untersuchte auch, wie viele Frauen weltweit an die Spitze von börsennotierten Unternehmen gerufen wurden. Der Anteil sei ernüchternd. In 95 Prozent der Fälle übernahmen Männer den Chefposten. "Aber wir gehen weiterhin davon aus, dass sich dies in den kommenden Jahren grundlegend verändern wird und erwarten für das Jahr 2040 ein Drittel neu ernannter weiblicher CEOs", sagte Strategy&-Deutschlandchef Klaus-Peter Gushurst.

Veränderungen erwartet Gushurst auch für die Chefwechsel im deutschsprachigen Raum. "In den kommenden Jahren werden die Weichen für die digitale Zukunft gestellt." Dabei werde auch die Rolle von Vorstandschefs neu definiert. Digital- und Technologiekenntnisse würden wichtiger, die Bedeutung von industriespezifischer Erfahrung nehme ab. Schon 2014 seien 39 Prozent der neuen CEOs in den Unternehmen von außen an Bord geholt worden. Weltweit liege diese Quote nur bei 22 Prozent.

Für die Studie untersuchten die Macher die 2500 größten börsennotierten Unternehmen weltweit, für Deutschland, Österreich, und die Schweiz seien ergänzend die 300 größten Unternehmen dieser Region analysiert worden.

joe/dpa