Immer mehr Herausforderungen und zu viele Krisen gleichzeitig – das macht mich wütend und deprimiert. Dann möchte ich am liebsten alles resigniert hinschmeißen. Wie sind solche Situationen zu bewältigen?, fragt David Martens, Art Director bei einem Entertainmentkonzern.

Sehr geehrter Herr Martens,

die Herausforderung, Krisensituationen zu bewältigen, besteht darin, sie in eine produktive Situation umzumünzen. Meist verlieren sich Betroffene aber in Schuldzuweisungen, statt sich auf die Lösung des Problems zu konzentrieren. Der Grund: Jeder agiert (unbewusst) aufgrund seines Denkmusters. Das birgt aber die Gefahr, dass man in einer Krise untergeht oder dauerhaft in die Opferrolle fällt. Besser ist es, handlungsorientiert zu denken.

Wie funktioniert das?

Der Harvard-Professor Joshua D. Margolis und der Unternehmensberater Paul G. Stoltz haben vier Denkmuster identifiziert, die Betroffene bei der Bewältigung von Krisen unterstützen:

1. Kontrolle: Ob man zuversichtlich auf eine Krise reagiert, hängt davon ab, wie viel Kontrolle man hat. Fragen Sie sich dafür, was Sie direkt beeinflussen können, um die Situation zu bewältigen. Denken Sie sich weg vom negativen hin zum positiven Ereignis und fragen Sie sich, wie Ihr Vorbild oder Mentor in dieser Situation reagieren würde. Überlegen Sie auch, wer Sie unterstützen könnte und wie sie diese Person dafür gewinnen. 

2. Einfluss: Ob eine Krise zu bewältigen ist, hängt auch davon ab, ob man weiß, wie und warum sie entstanden ist. Sind Sie selbst Schuld daran oder gibt es eine externe Ursache? Überlegen Sie, ob die belastende Situation schnell und positiv verändert werden kann, ob Ihre Bemühungen positive Auswirkungen auf Ihr Umfeld haben und wie sie andere mobilisieren können. Suchen Sie nicht ständig nach Schuldigen und sehen Sie sich nicht als Opfer, sondern konzentrieren Sie sich auf die positiven Auswirkungen, die Ihr Handeln haben kann.

3. Tragweite: Konzentrieren Sie sich nicht auf die Reichweite eines Problemen, sondern nur darauf, wie Sie den Schaden begrenzen können. Überlegen Sie, wie Sie Nachteile reduzieren und Vorteile maximieren können. Welche neuen Stärken und Ressourcen können Sie und Ihr Team bei der Bewältigung der Krise entwickeln? Lassen Sie sich nicht von der Krise übermannen, sondern konzentrieren Sie sich darauf, die Ursache in den Griff zu bekommen.

4. Dauer: Zwar ist die Dauer einer Krise eine wichtige Größe, dennoch sollten Sie sich auf den gewünschten Ausgang konzentrieren und sich fragen: Was kann ich unverzüglich unternehmen und wie sieht mein Leben jenseits der Problemsituation aus?

Entscheidend ist bei den genannten Punkten nicht die Reihenfolge. Am Besten starten Sie mit dem Punkt, der für Sie am schwersten ist. Wer beispielsweise die Schuld stets bei anderen sucht, sollte mit dem Einfluss beginnen. Wen die Sorgen über die Zukunft plagen, startet am besten mit der Tragweite.

Natürlich hilft es nicht allein, diese vier Punkte zu reflektieren. Es braucht konkrete Taten und auch ein wenig Übung. Deshalb raten Margolis und Stoltz Betroffenen, auch bei alltäglichen Problemen Antworten aufzuschreiben.

Ihre Sabine Hockling